Perlen Behandlung

Behandelte Perlen würden Sie doch niemals kaufen oder ?
Wussten Sie denn nicht, dass fast alle Perlen behandelt worden sind ?
Nein, dann sind Sie hier richtig. Wir erläutern Ihnen an dieser Stelle die heute gebräuchlichen und uns bekannten Behandlungsverfahren zur Verbesserung der Perlengüte.

Sind auch meine Perlen behandelt worden ?
Es gibt Behandlungsmethoden, welche schon immer bei Perlen angewendet wurden. Darunter fallen z.B. das Bleichen/ Aufhellen und das Polieren bzw. auch das Bohren der Perlen. Diese "Behandlungsmethoden" werden quasi direkt ab Fabrik standardmäßig bei den meisten Perlen durchgeführt und verbessern die Farbe bzw. die Oberfläche der Perlen. Diese Art der Behandlung muss nicht mehr extra erwähnt werden, da sie quasi eine gleichbleibende und hohe Perlenqualität ab Fabrik zusichert. Man kann an dieser Stelle sicherlich fragen, ob denn nicht jede von Menschenhand durchgeführte Behandlungsform im Handel ausgewiesen werden sollte. Dies wäre konsequent und einleuchtend. Allerdings gerät man dann in einen Konflikt, denn schon die Implantation eines Kalkkerns in eine lebende Perlenmuschel wäre ja demnach bereits eine Behandlung. Also ist doch eher die Frage, wo man anfängt und wo man aufhört. Daher haben sich die Züchter und die Schmuckhandelsorganisation CIBJO irgendwann einmal geeinigt und entschieden, bestimmte "Behandlungen" nicht mehr extra zu erwähnen. Dies wird analog dazu übrigens auch so bei den Edelsteinen gehandhabt. Auch dort wird nicht mehr extra erwähnt, wenn Edelsteine erhitzt bzw. geschliffen oder gebohrt werden !

Das Bleichen/ Aufhellen der Perlen wird überwiegend bei Akoyaperlen (egal ob aus Japan oder China) durchgeführt. Man legt die Perlen zu diesem Zweck in eine schwache Wasserstoffperoxydlösung und setzt diese dann der Sonneneinstrahlung aus. Wasserstoffperoxyd (chemisch H2O2) ist ein sehr instabiles Molekül, welches leicht in Wasser und Sauerstoff zerfällt. Im Augenblick des Zerfallens (der Chemiker sagt "in statu nascendi" = im Augenblick der Enstehung) ist der Sauerstoff so reaktiv, dass er besonders bleichend wirkt. Übrigens ist dies auch der Grund, warum die Frauen früher Ihre Bettlaken auf eine gemähte Wiese gelegt haben. Der in den Pflanzen gerade gebildete Sauerstoff ist besonders aufhellend und entfernt so Flecken schnell und sauber. Doch zurück zu den Perlen : Die so vorbehandelten Akoyaperlen gibt man nun in eine erhitzte Lösung mit einem schwachen Zusatz an Eosin oder ähnlichen rosafarbenen Farbstoffen. Der Farbstoff dringt jetzt leicht in die obersten Schichten der Perle ein und erzeugt so einen ganz sanften rosafarbenen Schimmer - auch Überton der Perle genannt. Dieser rosafarbene Schimmer ist besonders begehrt bei den Akoyaperlen und so hat der Handel "stillschweigend" entschieden, daß auch dieses Verfahren nicht deklarationspflichtig ist. Verstehen Sie nun, was ich oben meinte als ich sagte  "Wo fangen wir an und wo hören wir auf ?
Das Bohren von Perlen und das Polieren von Perlen sind (wie bereits erwähnt) nicht deklarationspflichtig und werden von uns in einem anderen Artikel bereits ausführlich behandelt.

Was sind denn dann behandelte Perlen ?
Neben den oben beschriebenen Methoden (Bleichen-Polieren-Bohren) gibt es folgende deklarationspflichtige Verfahren, welche bei Zuchtperlen häufig angewendet werden :

  • Färben
  • Bestrahlen ("lasern")
  • Lackieren
  • Beschichten
  • Auffüllen mit Silikon
  • Nachahmen

Das Färben von Perlen kann z.B. mit organischen Farben (Anilinfarben) als auch mit anorganischen Metallsalzen/ Silberzalzen durchgeführt werden. Es handelt sich dabei nicht etwa um eine neue Erfindung der Züchter, sondern um ein Verfahren, welches schon seit mindestens 100 Jahren in der Perlenindustrie angewendet wurde. Zu diesem Zweck legt man die Perlen in dunklen Räumen wochenlang in eine Silbernitratlösung (auch bekannt als "Höllenstein" zur Entfernung von Warzen etc.), wobei das gelöste AGNO3 in die Perle eindringt. Hernach setzt man die Perlen einer intensiven Sonneneinstrahlung aus, wobei sich metallisches Silber abscheidet, welches die Perlen (von innen heraus) schwarz färbt. Dieses Verfahren zum Färben von Perlen wird auch heute noch insbesondere bei Akoyaperlen und Süßwasserperlen eingesetzt. Es gibt sicherlich hunderte weitere "Farbrezepte", wie Züchter ihre Perlen färben. Sie unterliegen aber alle einem "Firmengeheimnis" und jeder Züchter reicht die Rezepte an die nächste Generation weiter.

Das Bestrahlen (auch fälschlicherweise "lasern" genannte Verfahren) von Perlen wird mit energiereichen Strahlen (Neutronen bzw. Gammaquanten) durchgeführt. Es erzeugt eine stark metallisch glänzende, silberne Farbe auf den Perlen. Es ist ein vergleichsweise kostspieliges Verfahren, da man hier auf modernste Technik angewiesen ist. Daher werden mit dieser Methode eher "bessere Perlen" behandelt. Das Verfahren ist auch nicht geeignet für Perlen, welche einen dicken Aragonitmantel (einen dicken Lüster) haben (wie Südsee-oder Tahitiperlen). Es wurden übrigens so die schönen silbernen Akoyaperlen in den 1980er Jahren hergestellt. In den letzten Jahren hat man die so behandelten Perlen aber eher selten angetroffen. Es werden aus ökonomischen Gründen wohl meist organische Farben oder Silbersalze zum Färben von Perlen verwendet.

Das Lackieren von Perlen wird überwiegend bei minderwertigen Süßwasserperlen angewendet. Durch geeignete Lacke kann man Beschädigungen / Kratzer / Merkmale auf den Perlen natürlich gut abdecken, daher ist dies ein Verfahren für preiswerte Qualitäten, welche sonst nicht verkäuflich wären. Lackierte Perlen wurden früher in riesigen Mengen angeboten, heute bevorzugen die Kunden jedoch eher natürliche, unbehandelte Perlen und so hat der Handel mit den lackierten Perlen doch stark abgenommen.

Das Beschichten von Perlen kann elektrolytisch geschehen oder durch Auftrag mittels einer Sprüheinrichtung. Zum elektrolytischen Beschichten muss die Oberfläche der Perle aber erst einmal elektrisch leitend gemacht werden. Dies kann z.B. durch das Auftragen von einer dünnen Graphitschicht geschehen. Danach werden die Perlen im Elektrolysebad und der Zuhilfenahme von Strom mit einer metallischen Schicht aus Gold-Silber oder Kupfer versehen. Die so entstandenen Perlen sehen aus, wie aus einem Stück Metall gegossen. Diese Behandlung ist allerdings sofort sichtbar und es soll daher auch gar nicht erst zu einer absichtlichen Täuschung des Kunden kommen. Es ist vielmehr ein neues Verfahren, welches modische Akzente in den Perlenschmuck bringt. Ein weiteres, noch unbekanntes Verfahren, welches ich selber erstmalig ausprobiert habe, ist das Beschichten von Perlen im Hochvakuum (bei weniger als 10 hoch -4 mbar). Die zu beschichtenden Metalle werden thermisch verdampft und legen sich als feiner Metallfilm auf den Perlen ab. Leider reiben sich die Metalle noch leicht ab, daher sind meine so "verschönerten" Perlen nocht nicht marktfähig.

Das Auffüllen von Wachstumsmerkmalen mit wird bei Perlen angewendet, welche stark sichtbare Mängel besitzen. Vor allem große Barockperlen haben an manchen Stellen eine zu dünne Aragonitschicht, welche ursächlich für einen Ausbruch oder ein Loch ist. Diese Krater/ Löcher/ Ausbrüche etc. werden dann gerne mit einer elastischen, farblich passenden Masse (Silikon/ Acryl etc.) verschlossen und der Makel somit unsichtbar gemacht. Die Chinesen sagen dazu : "die Perle hat Silikon". Diese Behandlung ist für Laien nicht immer sofort ersichtlich. Profis können diese Füllungen jedoch sofort erkennen. Die Füllungen glitzern manchmal ein wenig und erinnern so an ein Kinder-Shampoo.

Das Nachahmen von Perlen bezeichnet alle Verfahren, bei denen von Menschen hergestellte perlenähnliche Kugeln für Schmuckzwecke herstellet werden. Bekannt geworden sind natürlich die Mallorcaperlen, welche viele Touristen von der Insel mitbringen. Einen großen Bekanntheitsgrad haben auch die Shellperlen (auch Muschelkernperlen genannt). Daneben gibt es noch viele weitere Imitate, diese alle zu behandeln würde ein eigenes Perlenbuch erfordern. Sie alle haben zwar Ihren Platz in der Schmuckschatulle "von Oma" gefunden, waren jedoch nie eine ernsthafte Konkurrenz für die echten Zuchtperlen (wobei auch hier der Begriff "echt" schon wieder problematisch ist).


Fazit : Als unbehandelte Perle sollte wirklich nur die natürlich entstandene Naturperle/ Orientperle gelten, welche lediglich der Perlenmuschel entnommen wurde. Alle anderen Perlen haben immer eine oder mehrere Behandlungen hinter sich. Diese muss zwar nicht immer angegeben werden, sollte jedoch dem versierten Kunden bekannt sein. Wenn dann von vielen Kunden auch noch nach einer echten Zuchtperlenkette gefragt wird, so sollte uns an dieser Stelle nun klar werden, das der Begriff "echt" doch sehr relativ ist, denn die Züchtung einer Perle mithilfe eines eingebrachten Implantatkernes ist ja auch schon eine Behandlung. Fragen Sie uns einfach, wenn Sie weitere Informationen zu diesem Themenbereich haben.