Perlen polieren

Perlen polieren ist ein wichtiges Verfahren um eine gleichbleibend gute Perlenqualität zu erhalten. Alle großen Perlenhändler bzw. Perlenzüchter polieren heutzutage ihre Perlen vor dem Weiterverkauf. Das Polieren der Perlen ist also ein standardmäßig durchgeführtes Verfahren, welches der Verbesserung/ Qualitätssteigerung der Perlenoberfläche dient.

Warum werden Perlen überhaupt poliert ?
Wenn die Perlen aus der Perlenmuschel entnommen werden, so zeigt die Perle oftmals einen leicht matten, teilweise auch fleckigen Lüster. Dies ist in etwa vergleichbar mit einem Baby direkt nach der Geburt. Durch eine schonende Polierung wird diese obere Schicht sanft entfernt. Die Perlen strahlen jetzt erst und zeigen den von uns so begehrten Lüster.

Wie werden denn die Perlen poliert ?
Perlen werden in der Industrie mit natürlichem Walnussgranulat poliert. Dazu füllt man riesige Trommelpoliermaschinen mit dem feinen, braunen Granulat und gibt die geernteten Perlen hinzu. Die Trommeln drehen sich nun bis zu 24 Stunden lang und polieren dabei ganz sanft die empfindliche Oberfläche der Perlen. Das Polieren der Perlen ist im Grunde ein Schleifen mit minimalem Materialabtrag. Nach der Beendigung des Polierens werden die Perlen mithilfe eines Siebes vom Granulat getrennt und weiterverarbeitet. Im direkten vorher-nachher Vergleich kann man ganz deutlich erkennen, wie der Glanz der Perlen stark zugenommen hat.

Welche Perlen werden poliert ?
Vor allem Süßwasserzuchtperlen und Akoyaperlen werden in großem Umfang mit Walnussgranulat poliert. Die so "verschönerten" Zuchtperlen lassen sich danach deutlich besser verkaufen.

Kann ich meine eigenen Perlen polieren ?
Trommelpoliermaschinen sind heute kein exclusiver Luxus mehr. Einfache Poliertrommeln gibt es im Internet bereits für unter 100.- Euro zu kaufen. Walnussgranulat ist ebenfalls preiswert in großen Gebinden erhältlich. Alternativ dazu kann man auch mit einem typischen Reinigungsflies/ Poliertuch für Goldschmuck gute Erfolge beim Polieren der Perlen erzielen. Legen Sie dazu das Poliertuch auf eine glatte Oberfläche und reiben die noch aufgefädelten oder geknoteten Perlen am Tuch. Sie werden schnell erkennen, wie die im Poliertuch enthaltenen Schleifpartikel die Perlen zum Glänzen bringen. Diese Methode ist zwar sehr zeitaufwendig aber erfolgversprechend. Selbstverständlich sollte man nach dieser Politur die Perlen mit mildem/ lauwarmem Seifenwasser spülen und dann neu fädeln. Ein weiteres von den Goldschmieden gerne verwendetes Verfahren zur Politur von Perlen nutzt die dort befindlichen Poliermaschinen mit den eingespannten Polierschwabbeln. Dazu werden die aufgezogenen oder aufgeknoteten Perlen auf eine Scheibe aus Holz etc. gespannt und diese dann gegen den laufenden Polierschwabbel gedrückt. Jedem Anfänger sei an dieser Stelle von diesem Verfahren abgeraten, da sich die Perlschnur leicht im laufenden Poliermotor verwickeln kann. Die Perlenkette schlägt dann mit großer Geschwindigkeit und unkontrolliert um sich. Wer dabei nur Schäden an den eingespannten Perlen vorfindet hat noch Glück gehabt ! Was bei Profis leicht und einfach aussieht ist für Laien noch lange nicht sinnvoll anzuwenden.

Gibt es Risiken beim Polieren von Perlen ?
Perlen nehmen Schaden, wenn sie überhitzt werden. Durch unvorsichtiges Schleifen bzw. Polieren kann sich die Perle örtlich so stark erwärmen, dass sie Risse bekommt. Reibung erzeugt Wärme, daher muss beim händischen Polieren von Perlen unbedingt auf ausreichende Kühlung geachtet werden ! Entweder lässt man die Perle also in Ruhe abkühlen oder tupft diese mit ein wenig Kühlwasser. Ein einmal entstandener Spannungsriss wegen Überhitzung lässt sich nicht mehr entfernen ! Daher sollte man, falls möglich, das schonende Polieren in einer Trommelpoliermaschine anwenden.

Kann man alte, eingerissene oder abgeplatzte Perlen durch das Polieren reparieren ?
Die äußere Schicht einer jeden Perle besteht aus dem Aragonit, einer stark kalkhaltigen, organisch gewachsenen Hülle. Dieser Aragonitmantel ist sehr weich und kann daher mit einfachen Schleifmitteln abgetragen werden. Einen kleinen Kratzer, der nicht bis zum Implantat reicht, kann man somit vorsichtig abschleifen und polieren. Für stärkere Schäden gab es (vor vielen Jahren jedenfalls) weißen Kitt zum Auffüllen. Früher wurden alte und abgetragene Perlen auch noch regelrecht "geschält" indem man die äußere Hülle durch Schleifen abtrug und die darunter liegenden Schichten freilegte. Dieses Verfahren wird heute kaum mehr angewendet, da wirtschaftliche Erwägungen es unrentabel machen.

Hat das Polieren der Perlen auch Nachteile ?
Einen Nachteil haben die auf Hochglanz polierten Zuchtperlen tatsächlich : Seit der Einführung dieser Qualitätsverbesserung versagt nämlich der im Internet so häufig erwähnte "Zahntest". Mit dem Zahntest soll ja angeblich jedermann natürliche Perlen / Zuchtperlen von Imitaten unterscheiden können. Wir haben ja bereits einen Artikel über das Testen von Perlen geschrieben. Dort nahmen wir selbstverständlich auch den Zahntest unter die Lupe. Im Ergebnis lässt sich aber sagen, dass heutige trommelpolierte Zuchtperlen beim Zahntest oft versagen. Dieser Test beruht ja gerade darauf, feinste Unebenheiten der Perle beim Reiben am Zahn zu spüren. Die auf spiegelnden Hochglanz polierten Perlen sind aber nicht mehr rau oder uneben. Daher lässt sich der Zahntest auch nicht mehr sicher anwenden.