Perlenhandel

Perlenhandel wird bereits seit Tausenden von Jahren von Menschen betrieben. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts konnten aber lediglich Naturperlen (auch Orientperlen genannt) gehandelt werden, da es die Zuchtperlen ja noch gar nicht gab. So war der Perlenhandel, was den Umsatz und die Anzahl der gehandelten Perlen betrifft, doch stark begrenzt und hatte mit den heutigen Stückzahlen nicht viel gemein. Die wenigen "ertauchten" oder zufällig gefischten Perlen gingen somit ausnahmslos an Herrscher und Kirchenvertreter jener Zeit. Daher ist der Begriff "moderner Perlenhandel" auch erst mit der Begründung der ersten Zuchtperlenfarmen Anfang des 20. Jahrhunderts erwachsen.

Die ersten "richtigen" Perlenfarmen entstanden im Jahr 1896 in Japan durch einen Mann namens Kokichi Mikimoto. Er patentierte das Verfahren mittels Implantationstechnologie und erzeugte somit als erster Mensch gezüchtete Perlen. Anfänglich wurde sein Verfahren nur zur Produktion von Akoyaperlen (= Salzwasserperlen) verwendet. Nach und nach gelang es aber auch diese Technologie auf andere Perlenmuscheln zu übertragen.

Der Durchbruch des Perlen Handels kam dann Mitte des letzten Jahrhunderts mit der Zucht der kernlosen Süßwasserzuchtperlen im Biwakosee in Japan (nähe von Kyoto). Die Süßwassermuschel kann nämlich im Gegensatz zur Salzwassermuschel bis zu 50 Perlen gleichzeitig erschaffen und ist so, wirtschaftlich betrachtet, klar im Vorteil. Daher ist auch erst seit dieser Zeit ein richtiger Perlenhandel entstanden. Die Biwaperlen wurden in einer solchen Vielfalt und Menge erzeugt, dass auch in Deutschland erstmalig gezüchtete Perlen in großem Umfang gehandelt wurden. Übrigens hat dieser zunehmende Perlenhandel auch zur Zerstörung des Biwakosees (auch Biwasee genannt) geführt. 1970 kippt der See um und war biologisch tot. Schuld daran waren viel zu viele Perlenzüchter, welche mit einer Überdüngung das Ende des Biwasees einleiteten. Seit dieser Zeit wurden viele Anstrengungen unternommen um den Biwasee zu retten. Im Ergebnis durften aber dort keine Perlen mehr gezüchtet werden.

1972 experimentierten dann die Chinesen mit den japanischen Süßwasserperlmuscheln und übertrugen das dort angewandte Zuchtverfahren erfolgreich auf die zahlreichen chinesischen Seen und Flüsse. Anfänglich waren die dort produzierten Perlen eher von minderer Qualität. Doch nach und nach verbesserten die Chinesen Ihre Zuchtergebnisse und können daher heute völlig runde und makellose Süßwasserperlen züchten. Den Chinesen ist übrigens auch die kernlose Perlenzüchtung zu verdanken, welche lediglich fremdes Epithelgewebe anstatt eines runden Kerns für die Zucht von Süßwasserzuchtperlen verwendet.

Der weitaus größte Teil der weltweit gehandelten Perlen stammt daher heute aus China. Die Japaner haben zwar die Perlenzucht begründet, groß gemacht wurde der Perlen Handel jedoch erst durch die Chinesen. Es gibt zwar einige weitere Länder, welche auch Perlen züchten (z.B. Vietnam, Philippinen und Australien-Polynesien), zahlenmässig betrachtet, nehmen jedoch die chinesischen Perlen den größten Anteil ein. Man bekommt leider nicht leicht offizielle Zahlen was die Produktionsmengen betrifft, jedoch hatten die Chinesen bereits im Jahr 2005 einen Anteil von ca. 95% am internationalen Perlenhandel mit einer jährlichen Produktionsmenge von über 1500 Tonnen jährlich. Diese Zahlen werden sich bis zum heutigen Tag deutlich gesteigert haben. So soll in China im Jahre 2008 bereits mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz mit dem Perlenhandel gemacht worden sein.

Für aussenstehende Menschen wirkt der Perlenhandel in China sehr chaotisch und ungeordnet. So gibt es sehr viele kleine Perlenfarmen, die mit dem Perlenhandel gerade so viel verdienen, dass es zum Überleben reicht. Diese kleinen Farmen machen auch heute noch den Großteil der Zuchtbetriebe aus. Sie sind nicht in der Lage in moderne Produktionsmethoden zu investieren und leben daher ein sehr einfaches Leben. Diese kleinen Perlenfarmen sind ein Zahnrad im Getriebe des internationalen Perlenhandels. Aufkäufer besuchen diese Perlenfarmer direkt nach der Ernte und erwerben den Rohstoff um die Perlen selber zu sortieren und mit Gewinn weiter zu verkaufen. Erst dann gelangen die Perlen zu den Zwischenhändlern, welche die Perlen sortieren, bohren und fädeln. Ca. 99% aller heute im Handel befindlichen Süßwasserzuchtperlen stammen übrigens aus China !

Im Gegensatz dazu ist der Perlenhandel mit den Salzwasserperlen (vor allem der Südseeperlen) heutzutage sehr professionell geworden. Es wird nichts mehr dem Zufall überlassen. Auf den Perlenfarmen arbeiten sogar Biologen, welche den gesamten Zuchtprozess überwachen. Eine ständige Kontrolle der Wasserqualität und eine perfekte Organisation sorgen für eine gleichbleibende Qualität der Südseeperlen. Man geht bei der Produktion der Südseeperlen sogar so weit, dass die Annahme des implantierten Kernes in den Muscheln mit Röntgengeräten überwacht wird. Die Zucht einer Südseeperle dauert schließlich etliche Jahre und man will so vermeiden, dass man eine Perlenmuschel pflegt, welche den implantierten Kern längst wieder abgestoßen hat. Die hohe Qualität der so erzeugten Perlen sorgt somit für hohe Preise im Perlenhandel.

Der internationale Perlenhandel wird heute vorwiegend von den Chinesen dominiert. Was die Süßwasserperlen betrifft, ist China weltweit fast zum alleinigen Produzenten aufgestiegen. Lediglich hochwertige bzw. hochpreisige Salzwasserperlen werden noch in anderen Ländern produziert.