Flussperlen

Flussperlen sind ein Relikt vergangener (auch Deutscher) Zeiten. Sie entstehen rein zufällig, wie die Orientperlen oder Naturperlen. Hin und wieder kann man in unseren Museen in Öl gemalte Portraits von Kurfürsten, Baronen, Prinzen, Bischhöfen und anderen "hohen" Persönlichkeiten finden. Oftmals ziert feiner Perlen-und Edelsteinschmuck den Hals oder das Handgelenk dieser Personen. Gerade was den deutschen Adel und die Kirchenoberhäupter betrifft, handelt es sich bei den abgebildeten Perlen Preziosen zumeist nicht etwa um Orientperlen (also ertauchte Perlen aus dem Orient), sondern um unsere heimischen Süsswasser Muscheln der Arten Margaritifera Magaretifira. Die darin zufällig entstandenen Flussperlen wachsen extrem langsam. In 25 Jahren wächst eine Flussperle gerade einmal auf einen Durchmesser von 4mm. Für 7mm Durchmesser benötigt die Perle dann schon 50 Jahre. Große Perlen mit über 20mm Durchmesser sind nur in über 250 Jahre alten Muscheln zu finden. Daher sind solch große Flussperlen auch nur noch in Museen zu finden. Vor allem im Süddeutschland war die Flussperle quasi die Orientperle der wohlhabenden Herrschaften. Das Bundesland Bayern hat eine reiche Tradition, was das Finden von Flussperlen angeht. Ähnlich dem Jagdrecht auf das Hochwild war es nämlich auch dort nur dem Adel erlaubt, "Jagd" auf die Flussperle zu machen. Es drohte seinerzeit sogar die Todesstrafe bei Missachtung. Wenn Sie das nächste Mal also sakrale Kunst oder Handwerksarbeiten aus dem späten Mittelalter sehen, achten Sie also auf darin verarbeitete kleine Perlen (z.b. die bekannten Perlenstickereien). Oft sind es nämlich echte Deutsche Flussperlen, welche hier Verwendung fanden. Aber auch ganze Ketten und Colliers mit Flussperlen finden sich heute noch in Museen (z.B. im Grünen Gewölbe zu Dresden eine lange Flussperlenkette mit 177 Perlen). Übrigens habe ich selbst einmal eine winzigkleine Perle in einer Nordseemuschel gefunden. Perlenschmuck ist also schon immer ein "Ur" Deutscher Schmuck gewesen.